Suche 3UW Vergaserexperte in Hamburg

Hier riecht es nach Metall und Öl, hier ist das Schrauberparadies.
Windy
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Suche 3UW Vergaserexperte in Hamburg

Beitrag von Windy » Fr 13. Jul 2018, 09:21

Hallo,

Im Herbst 2016 habe ich mir eine 3UW Bj 91 zugelegt. Ein guter Freund und erfahrener Motorradschrauber, hat mir angeboten, dass wir zusammen den Vergaser reinigen und die Verschleißteile tauschen. Ich stellte dann leider fest, dass er sich hervorragend mit seinem GS Vergaser auskennt, der Yamaha Vergaser aber anders aufgebaut ist...
Zunächst baute ich einen Satz Ersatzteile von Motorradbay ein. Aus meinem Auspuff kamen dunkle Wolke, der Spritverbrauch lag teilweise über 12 l und ich hatte 14 % unverbranntes Benzin im Auspuff. In den letzten eineinhalb Jahren habe ich Bücher, Anleitungen im Internet und Foreneinträge gelesen und viel probiert, war aber leider nicht erfolgreich. Unter anderem: Ventilspiel gemessen, unterschiedliche Nadelpositionen ausprobiert, die Motorradbay Ersatzteile mit original Yamaha Ersatzteilen ausgetauscht, alle Kanäle im Vergaser mit Druckluft auf Durchgängigkeit geprüft, Luftfilter gewechselt, Ansaugtrakt geprüft, geprüft, ob Fremdluft angesogen wird usw. Ich gehe momentan davon aus, dass es primär am Schwimmerstand liegt. Momentan ist er wohl zu niedrig, da der Motor nicht mehr anspringt bzw. nach der Dauer, die es braucht, bis eine Schwimmerkammerfüllung verbrannt wurde, wieder ausgeht. Aktuell habe sind die Schwimmer auf 27 mm relativ zur Dichtfläche eingestellt. Im Leerlauf war der Schwimmerkammerstand dann etwa 11mm unterhalb der Dichtfläche. Laut Bücheli sollten es 6-8 mm sein.
Auf der einen Seite vergeht mir langsam der Spaß am Schrauben auf der anderen Seite kann ich nicht aufgeben und das Motorrad einfach in eine Werkstatt geben. Gibt es jemanden im Raum Hamburg, der die mir fehlende Erfahrung hat und mir helfen kann?

Die gleiche Anfrage habe ich bereits auf www.xt-foren.de gepostet. Mir wurde dann dieses Forum hier empfohlen;)

Grüße
Johannes

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Matze
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Re: Suche 3UW Vergaserexperte in Hamburg

Beitrag von Matze » Mo 16. Jul 2018, 19:03

Hallo Johannes,
schön das Du jetzt hier bist ;)

Wie schon gesagt, schreib hier mal Hedos an
Gruß Matze

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oelfuss
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Re: Suche 3UW Vergaserexperte in Hamburg

Beitrag von oelfuss » Di 17. Jul 2018, 01:42

Hallo.
Wieso baust du denn nicht einfach die "alten" Verschleissteile widda ein und das Ding läuft ?

Bei den abweichenden Werten für die Schwimmerkammer würde ick schonmal sagen, es ist das falsche Schwimmernadelventil...

**

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Hedos
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Re: Suche 3UW Vergaserexperte in Hamburg

Beitrag von Hedos » Mi 18. Jul 2018, 13:40

Moin

Läuft...
sind in kontakt.


Gruß
H
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Restaurator! The last challenge:
https://www.youtube.com/watch?v=qEx7oNIebEc

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Matze
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Re: Suche 3UW Vergaserexperte in Hamburg

Beitrag von Matze » Mi 18. Jul 2018, 20:57

TOP ;)
Gruß Matze

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oelfuss
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Re: Suche 3UW Vergaserexperte in Hamburg

Beitrag von oelfuss » Di 24. Jul 2018, 01:43

Auch wissen will :mrgreen:

Da im verstecken raumschrauben gilt net :lol:

**

Jochem
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Re: Suche 3UW Vergaserexperte in Hamburg

Beitrag von Jochem » Fr 17. Aug 2018, 21:48

Hallo,

dieser Vergaser meiner 3TB ist für mich auch ein Buch mit
sieben Siegeln. Könnte man hier im Forum mal verständlich
Nachhilfe bekommen wie man das Teil reinigt usw. - Danke -

Windy
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Re: Suche 3UW Vergaserexperte in Hamburg

Beitrag von Windy » So 26. Aug 2018, 20:22

Liebe Community,

nach über einem Jahr des rätselns, schraubens und leider auch viel vermurxen, hat Hedos meine Vergaser gerichtet. Vielen herzlichen Dank dafür! Natürlich auch an Matze, der den Kontakt hergestellt hat. Der Witz an der Sache: Hedos Freundin wohnt nur zwei Straßen weiter, das hat das ganze sehr einfach gemacht. So klein ist Hamburg...

Und hier eine "kurze" Zusammenfassung, was alles nicht gestimmt hat:
  • Die Getriebeentlüftung war an den Schlauch des Sekundärvergasers angeschlossen. Eigentlich sollte der Schlauch, an dessen Ende ein Filter angebracht ist, unter der Sitzbank liegen. Am Sekundärvergaser liegt damit der Umgebungslustdruck an. Ist der Schlauch an die Getriebeentlüftung angeschlossen, liegt abwechselnd ein Über- und Unterdruck an, der durch die Kolbenbewegung entsteht. Der Schlauch der Getriebeentlüftung gehört an eine Stutzen auf der rechten Seite des Luftfilterkastens...
    Hier ein Foto, wie es NICHT aussehen sollte:
    Bild
  • Der Kolben des Primärvergasers war falsch herum montiert. Ist mir wahrscheinlich irgendwann aus Unachtsamkeit passiert. Da der Kolben nicht symmetrisch ist, hat dies sicherlich erhebliche Auswirkungen auf den Luftstrom und damit auf die angesaugte Spritmenge.
  • Nach dem häufigen zerlegen und wieder zusammenbauen, habe ich wohl nach der Reinigung im Ultraschallbad wieder Dreck eingebracht. In zwei Düsen (Sekundärluftdüse und Bypassdüse) waren Krümel drin. Sicherlich nicht förderlich für die ordnungsgemäße Funktion des Vergasers...
  • Der Yamahahändler hat vor dem Verkauf einen neuen Schwimmernadelsatz verbaut. Leider kein Originalteil, wahrscheinlich Kedo. Die Nadel war auch etwas zu hoch und hat damit möglicherweise nicht sauber geschlossen. Ist anscheinend ein typisches Problem der Nadeln von Kedo. Mit offenem Sprithahn, ist der Vergaser allerdings nicht übergelaufen.
    Hier ein Bild, an dem man sieht, dass die Nadel auf dem Draht aufliegt:
    Bild
    Ein weiteres Bild im demontierten Zustand:
    Bild
    Und hier nach dem Hedos etwas von Sitz abgedreht hat:
    Bild
  • Die Schiebefeder war ziemlich ausgeleiert. Daher habe ich irgendwann Ersatz beschafft. Angeblich original Yamaha und nach Teilenummer ausgesucht. Die Feder hatte allerdings zwei Windungen zu viel und war zu dick. Die alte Feder hatte ich so schnell entsorgt und nie neben die neue Feder gehalten, dass mir der Unterschied nicht aufgefallen ist. Die Feder war damit zu breit und wurde bei der Montage eingequetscht, wodurch der Vergaser schwerer ging. Passiert anscheinend öfter, dass man unter der korrekten Teilenummer, falsche Ersatzteile bekommt. Daher am besten immer nachmessen und mit dem alten Ersatzteil vergleichen.
    Hier ein Bild der falschen Feder:
    Bild
  • Der Kolben des Sekundärvergasers war leicht gefettet. Er hat daher nicht in einer gleichmäßigen Bewegung geschlossen. Das könnte dazu führen, dass beim Gas wegnehmen, das Motorrad einmal stark ruckelt. War bei mir nicht der Fall. Grundsätzlich gehört an die Vergaserteile kein Fett oder Öl. Einzige Ausnahme sind die Ö-Ringe, die vor dem Einbau leicht gefettet werden sollten.
Da ich den Vergaser sicherlich 20 mal aus- und wieder eingebaut habe, hier ein paar Erfahrungswerte für alle anderen, die an ihrem Vergaser verzweifeln:
  • Für die Demontage werden insgesamt vier Schrauben am Luftfilterkasten gelöst. Zwei der oberen drei Schrauben lassen sich nach dem nach hinten ziehen des Luftfilterkastens hinter der Querstrebe wieder einschrauben. Dadurch bleibt der Luftfilterkasten so weit nach hintengezogen, wie irgendwie möglich. Unbedingt mit der Hülse einschrauben, sonst geht das Gewinde dabei drauf.
    Bild
  • Wenn die Gummistutzen am Motor und am Luftfilterkasten hart sind, bekommt man die mit Vaseline wieder weich. So wie es auf der Verpackung steht, nur für die äußere Anwendung! Ist sicher nicht gut, wenn das Zeug im Motor oder im Vergaser landet. Also von außen ordentlich drauf schmieren, über Nacht einziehen lassen und am nächsten Tag die Reste mit einem Lumpen entfernen. Meine sind wieder so richtig schön geschmeidig, so dass der Vergaser gerade so rein und raus flutscht ;) Vaseline eben... Hab das vor einem Jahr gemacht. Die Stutzen sind immer noch geschmeidig und haben sich noch nicht aufgelöst. Scheint den Gummi also nicht anzugreifen.
  • Ich würde mich bezüglich der Einstellung an die Grundeinstellungen halten. Also Primär- und Sekundärnadel auf der mittleren Position, Nadeln und Düsen gem. Bucheli Handbuch, Wartungsdaten (siehe unten) oder Ersatzteilekatalog, 27 mm Abstand zwischen Schwimmeroberseite und Dichtfläche, Grundeinstellung Leerlaufnadel ebenfalls gem. Bucheli Handbuch oder Wartungsdaten. Ausgehend von der Grundeinstellung kann dann die Leerlaufdrehzahl eingestellt werden. Wenn es damit nicht funktioniert, würde ich den Vergaser zerlegen, prüfen und richtig (!) :D zusammenbauen. Dazu hilft das Studium der Bilder im Bucheli Handbuch und der Ersatzteilekatalog. Leider kann man sich nicht darauf verlassen, dass der Vergaser vor dem zerlegen korrekt zusammengebaut war. Wer weiß, wer da schon dran rumgepfuscht hat...
  • Den Abstand zwischen Schimmeroberkante (im montierten Zustand ist das eigentlich die Unterkante...) und Dichtfläche "in der Luft" einzustellen, während man den Vergaser in der einen Hand und den Messchieber in der anderen hält, ist mir recht schwer gefallen. Der Vergaser muss so gedreht werden, dass die Nase, die mit den Schwimmkörpern verbunden ist, gerade die Schwimmernadel berührt. Ich habe den Vergaser irgendwann an dem Winkelprofil, das die beiden Hälften verbindet, zwischen Alubacken (!) im Schraubstock eingespannt. Wenn man den Schraubstock nicht so sehr zuknallt, dass es das Profil verbiegt, lässt sich der Vergaser drehen, bis eben die Nase auf der Nadel aufsitzt. Jetzt kann mit voller Aufmerksamkeit gemessen werden. Hedos hat den Abstand auf 27 mm eingestellt.
  • Zum Einstellen der Leerlaufnadel habe ich anfangs einen sehr kurzen und extra abgesägten Schraubenzieher verwendet. Dabei habe ich mir ich weiß nicht wie oft die Finger verbrannt, was natürlich super Arbeitsbedingungen sind, wenn es darum geht die Umdrehungen zu zählen... Die Lösung war ein Winkelvorsatz, ein kurzer Griff für Inbus und ein Schlitzinbus. Damit lässt sich die Leerlaufnadel hervorragend einstellen:
    Bild
  • Das Einstellen der Leerlaufdrehzahl wird im Büchli Handbuch gut beschrieben. Das Vergaserspezial auf www.xt600.de ist auch sehr empfehlenswert.
  • Den Vergaser in alle vier Stutzen zu fädeln ist ein ziemlicher Scheiß. Zuerst müssen die Schellen ganz aufgeschraube und wegeschoben werden. Kann man auch ganz ausbauen. Dann habe ich den Vergaser zunächst in die Stutzen am Luftfilterkasten gefädelt, dann die Schrauben am Luftfilterkasten gelöst und dann in die Stutzen am Motor eingefädelt. Für gewöhnlich sitzt der Vergaser in mindestens einem der vier Stutzen nicht sauber drin. Außen sieht man das ganz gut. Zwischen den Stutzen sieht man es meist auch trotz Lampe nicht. Mit den Fingern kommt man auch nicht hin. Wenn der Stutzen irgendwie verdrück wird, gleiten die Schellen allerdings nicht sauber in der Vertiefung, wenn man diese dreht. Um den Stutzen an die richtige Stelle zu drücken, habe ich ein Spatel verwendet, der eigentlich zur Demontage von Verkleidungsteilen im Auto gedacht ist. War bei einem Set mit dabei. Der Vorteil: Das Ding hat keine scharfen Kanten und ist relativ steif.
    Bild
Und nun zum Ergebnis:
  • 3,5 % CO im Abgase. Bis 4,5% wären zulässig.
  • 5,2 l Spritverbrauch überland bei moderatem Fahrstil. Das ist ein halber Liter weniger, als vorher. Bin seit dem ich wieder beim TÜV war allerdings nur eine Tour gefahren. Muss ich noch ein paar Mal messen.
  • Mehr Leistung als zuvor. Das Vorderrad steigt beim Anfahren ständig...
  • 90° Öltemperatur im Öltank bei moderatem Fahrstil überland. Wobei ich ehrlich gesagt nicht weiß, wie genau das Thermometer ist.
Und hier noch ein paar Erkenntnisse aus diversen Diskussionen und meiner ausgiebige Internetrecherche:
  • Ich würde für alle Teile, die in irgendeiner Weise Know-How für die Entwicklung und Fertigung voraussetzen, ausschließlich original Yamaha Teile verwenden. Dazu gehören insbesondere sämtliche Nadeln und Düsen im Vergaser.
  • Ich hatte zwischenzeitlich einen K&N Luftfilter verbaut, da der ja angeblich mehr Luft durchlassen soll und ich daraus gefolgert habe, dass mein zu fettes Gemisch dann magerer werden sollte. Das kann schon richtig sein, kann aber auch falsch sein;) Es gibt mit Sicherheit eine Zusammenhang zwischen der Luftmenge und der Spritmenge. Wie dieser Zusammenhang allerdings genau aussieht, weiß ich nicht. Kann durchaus auch sein, dass das Gemisch dadurch fetter wurde. -> habe wieder den Originalluftfilter montiert.
  • Es können laut Ersatzteilekatalog unterschiedliche Primärdüsen (#120, #130 und #140) und Leerlaufnadeln (#50, #48 <- bei der #48 bin ich mir nicht 100 % sicher) gefahren werden. Hier gibt es unterschiedliche Erfahrungswerte. Scheint nicht wirklich ausschlaggebend zu sein, welche der Düsen und Nadeln man verwendet.
  • Die Achse des Schwimmers wird in die eingeprägte Pfeilrichtung demontiert. Hab ich falsch herum zusammengebaut..
  • Ich konnte bei keinem einzigen Händler im Internet die korrekte Schieberfeder auftreiben. Wird wohl nicht mehr produziert. Drei Händler (aus Griechenland, USA und Australien) hatten sie noch im Shop verfügbar. Alle drei haben sich für die falschen Angaben entschuldigt und mir das Geld zurücküberwiesen. Bekommen habe ich die Feder allerdings bei Motoritz. Kann ich sehr empfehlen!
  • Die 3UW und die 3TB unterscheiden sich baulich lediglich in der Primär- und Leerlaufnadel und im Krümmer, in dem bei der 3UW die Drossel eingebaut ist. Wird die Drossel bei der 3UW entfernt, muss die Leerlaufnadel gem. der Grundeinstellungen für die 3TB eingestellt werden. Die Nadeln (Primär und Leerlauf) sind zwar auch unterschiedlich, müssen allerdings nicht zwangsweise getauscht werden.
  • Hier ein paar nützliche Links:
Was sonst noch in der Zwischenzeit geschah:
  • TÜV ein Jahr überfällig, da ich mit dem hohen CO Gehalt im Abgas die AU nicht bestanden hätte
  • Anlasserrelais defekt
  • Batterie defekt
  • Ölablassschraube abgedreht
  • Zündkerze defekt
Ich würde sagen, damit ist das Moped wieder in ganz ordentlichem Zustand;)

Viele Grüße
Johannes

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Matze
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Re: Suche 3UW Vergaserexperte in Hamburg

Beitrag von Matze » So 26. Aug 2018, 21:27

Na dann ist ja wieder alles im Lot, schön das dir so gut geholfen werden konnte 👍
Schöner Bericht der Arbeiten die so gemacht wurden. 👍👍👍
Gruß Matze

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oelfuss
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Re: Suche 3UW Vergaserexperte in Hamburg

Beitrag von oelfuss » Di 28. Aug 2018, 01:16

Alder - das war ja ein wildes vergebastele :shock:

Auf sone Idee mussma auch erstmal kommen... die Entlüftung annen Vergaser anklemmen. Boah eh !

Der teil mit der Vaseline interessiert mich. Du kleistert das für 1 - 2 Tage drauf, abwischen und dann ist das widda für Jahre elastisch ?! :?:

Gruss, Marco

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